Marcus King: alte Country/Blues-Seele in jungem Körper

marcus king live

Marcus King wurde erst 1996 geboren, spielt den Blues und Country aber wie ein Urgestein. Seine Stimme klang schon mit Anfang 20 nach Jahrzehnten an Lebenserfahrung voller Tiefschläge, Katastrophen und Unmengen Whiskey. 

Geboren und aufgewachsen in Greenville, South Carolina, ist Marcus King das typische „Southern Feeling“ in die Wiege gelegt worden. Denn hier finden sich viele musikalische Familien und lokale Größen, die einen ganz speziellen Mix aus Southern Rock, Blues, Bluegrass und Gospel lieben und damit einen eigenen Country-Stil erschaffen, anders als der typische Nashville Sound.

Daher ist die Musik von Marcus King auch etwas für alle, die mit Country sonst weniger anfangen können, aber sehr viel mit Blues und Soul.

Der Sound der Ewigkeit, den Marcus King mit einer Stimme wie altes Leder aus den Tiefen seiner Seele herausklingen lässt, hat wohl auch etwas mit seiner Familie zu tun.

Sein Vater Marvin King war ebenfalls etablierter Blues Gitarrist. Am meisten gelernt hat Marcus aber als Kind von seinem Großvater, der natürlich ebenfalls Gitarre spielte.

Mit 11 Jahren war Marcus Gastmusiker auf seines Vaters Album. Mit 17 Jahren gründete er seine sehr erfolgreiche „The Marcus King“ Band.

Seinen Stil beschreibt er selbst als „soul-influenced, psychedelic Southern Rock“. Es sind aber auch Funk- und Jazz-Elemente zu hören. Insgesamt ein absolut stimmiger Stil, der natürlich nicht neu für unsere Ohren ist, aber mit einem modernen, jungen Drive.

Vorbilder und Inspirationen für King sind u.a. die anderen „Kings“: B.B. King, Albert King, Freddie King (alle nicht verwandt mit ihm). Dann Waylon Jennings, Duane Alman, Merle Harrard, aber auch Jazzgrößen wie Wes Montgomery, John McLaughlin. Einzelne Gitarristen: Stevie Ray Vaughan oder Robin Trower.

Mit seiner Band „The Marcus King Band“ (2013-2020) ging er jahrelang auf Tour, fuhr Tausende von Kilometern. Sein Solo-Debut „El Dorado“ (2020) bekam einen Grammy in der Kategorie „Bestes Americana Album“. Es folgten bislang „Young Blood“ (2022) und „Mood Swings“ (2024).

Welche Gitarre? Aktuell spielt Marcus King ein Replica-Modell der Gibson ES‑345 von 1962 – eine Signature Edition, die auf das Original zurückgeht, das ihm einst sein Großvater schenkte.

 

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Lebensmüde mit Anfang 20

Trotz des riesen Erfolges wollte King sein zweites Soloalbum nicht fertig stellen, sondern hatte stattdessen Suizidgedanken. Zum einen beschäftigte es ihn sehr, dass mehrere seiner Vorbilder auch so jung gestorben sind, zum anderen bekam er seine mentalen Probleme nicht in den Griff.

Diese sind zwar der Motor für seine großartigen Songs, ihre Authentizität und Gefühlstiefe, aber sie reißen ihn auch immer wieder herunter und drohen alles zu zerstören. Erinnerungen an Amy Winehouse kommen da zwangsläufig auf, sie war ähnlich gesegnet, mit einer „alten“ Soulstimme und herausragendem Feeling, aber schaffte es nicht, ihren Süchten zu entsagen.

Kings Mutter verließ die Familie in seiner Kindheit, was zu großen Verlustängsten führte. Mit 11 Jahren bekam er seine ersten Panikattacken, später verschärften sie sich durch exzessiven Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Dass sein Großvater, zu dem er eine sehr enge Bindung hatte, krank wurde und bald starb, verstärkte seine Ängste. Dazu kam ein weiterer ungewöhnlicher Schicksalsschlag – seine erste Jugendliebe, die er mit 12/13 erlebte, kam bei einem Unfall ums Leben. Tod und Verlassensein prägten seine jungen Jahre.

Während der Arbeit an seinem zweiten Soloalbum machten ihm erneuter Herzschmerz durch eine gescheiterte Beziehung, die andauernde Sucht und seine psychische Probleme so mürbe, dass er noch während einer Tournee den Plan schmiedete sich zu Tode zu trinken.

Dann ging er aber doch noch ins Studio und stellte das Album „Young Blood“ fertig. Im dritten Album „Mood Swings“ thematisiert er noch mal diese Zeit voller Abgründe. Stilistisch unterscheidet sich dieses auch von den vorherigen – es gibt mehr Pop, Hip-Hop und Jazz-Elemente und auch mehr Pianoklänge.

Hör mal rein, es lohnt sich: 

Spieltechnik und Gesang

Nicht immer hat ein Musiker das Glück so begnadet zu sein, dass er am Instrument und mit der Stimme gleichermaßen brilliant ist. Marcus King sieht seine Gitarre auch als Verlängerung seiner Stimme: Alles, was sich nicht singen lässt, lässt sich spielend ausdrücken.

Er sagt von sich, dass er kein technischer Virtuose sei, sondern es ihm mehr auf den Raum zwischen den Noten ankommt – daher ist seine Spielweise sehr rhythmisch, manchmal perkussiv und für unsere Konsumentenohren halt auffallend groovig.

Experten sagen, sein Vibrato, Bending, seine Attacks und seine spezielle Dynamik seien von Gitarrengrößen wie Warren Haynes, Duane Allman und Derek Trucks geprägt.

„I never listen to guitar players specifically … I listen to pedal‑steel, saxophone and organ players … the way they breathe taught me to take a breath in my phrasing.“
(Interview mit „Guitarplayer“)

Wie es im Blues üblich ist, basieren seine Soli meist auf pentatonischen Skalen, was übrigens von Gitarristen anderer Stilrichtungen manchmal belächelt wird. Allerdings sind nur wenige Bluesmusiker in der Lage die vergleichsweise simplen Pentatoniken so zum Klingen und Grooven zu bringen wie er und seine Vorbilder.

Da er auch Jazz-Theorie studiert hat, kann er mit den Harmonien eh spielen wie er will und so reichert er die Pentatoniken durch chromatische Durchgangsnoten und bebop-Elemente an.

Ein weiteres Kennzeichen seines Stils sind häufige Slides.

„I have the vocabulary that I have. I have a Southern accent… I adapted the guitar to do the talking for me when I was too shy.“(Guitar World)

„Jeder, der behauptet, er würde sein Instrument perfekt beherrschen, der lügt. Und das ist niemand, mit dem ich mich umgeben möchte. Denn was würde mir das bringen? Wenn man denkt, man kann alles, dann entwickelt man sich nicht weiter. Was für mich keine reizvolle Idee darstellt.“


Marcus Kings Gear-Talk –
welches Equipment nutzt er auf der Bühne?

„Diverse Orange-Verstärker und einen alten Fender Super Reverb. Das ist mein Standard-Rig. Es sind 2×12“-Cabinets mit Vintage30-Speakern. Außerdem habe ich einen Amp, den ich mit den Leuten von Orange designt habe.

Er basiert auf einem 606 mit einem 50-Watt-Stromkreis. Er hat drei Knöpfe, ist also ganz simpel angelegt, aber sehr laut und sehr kraftvoll. Er erledigt den Job ohne jeden Nonsens. Das gilt auch für den Fender Super Reverb.

Den verbinde ich mit dem Orange, und ich verwende ein Tru-Fi-Fuzz-Pedal, das eine Firma in Maine baut. Dazu einen Way Huge Phaser, einen MXR Phaser, ein Fulltone Univibe und ein Cry Baby Wah. Das ist alles.“

– Marcus King im Interview mit Gitarre & Bass, 2020


Schlusswort

Falls du Country eigentlich nicht magst, weil dir der typische Nashville-Sound vielleicht auf die Nerven geht – oder weil du einfach nur schlechte Country-Musik bislang gehört hast, dann ist Marcus King vielleicht der Einstieg in eine neue Soundwelt und Inspiration für dich.

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