Musikerverbände fordern faire Bezahlung für Musikstreams

Musikstreaming boomt – doch während die User sich freuen, ihre Lieblingssongs kostenlos hören zu können, verdienen nur die Streamingdienste. Für die Musiker bleibt viel zu wenig, um davon leben zu können. Zeit, dass sich etwas ändert!
Musik ist überall verfügbar – nur haben die Musiker nichts davon
Ob unterwegs, zu Hause oder bei der Arbeit – Musikstreaming ist längst Alltag. Millionen Menschen nutzen Plattformen wie Spotify, Apple Music oder YouTube Music. Doch was für Konsument*innen komfortabel ist, bedeutet für viele Musikschaffende wirtschaftliche Unsicherheit. Die Vergütung über Streaming-Plattformen reicht oft kaum zum Leben.
Jetzt machen mehrere Interessenvertretungen mobil: PRO MUSIK, die Deutsche Jazzunion, der Bundesverband Popularmusik (BVPop), unisono und FREO fordern gemeinsam eine Streaming-Abgabe, um die Künstler*innen angemessener zu entlohnen.
Ein Vorschlag mit Rückhalt
Anlass für die aktuelle Stellungnahme ist ein Vorschlag von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, der sich für eine Abgabe großer Online-Plattformen ausgesprochen hatte. Die Musiker*innenverbände begrüßen diesen Vorstoß – und fordern, Musikstreaming-Plattformen ausdrücklich einzubeziehen.
Die Argumentation ist klar: Die Schere zwischen den enormen Einnahmen der Plattformen und den oft prekären Lebensrealitäten der Musikschaffenden geht immer weiter auseinander.
Alarmierende Zahlen: Wer verdient hier wirklich?
Laut einer Studie des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) sowie einer EU-Resolution vom Januar 2024 besteht dringender Handlungsbedarf. Zwar schüttete Spotify 2023 noch etwa 68 % seines Umsatzes an Rechteinhaber*innen aus, 2024 waren es nur noch 63 % – bei einem gestiegenen Gesamtumsatz von 15,7 Milliarden Euro.
Doch diese Milliarden kommen bei der Breite der Musikschaffenden kaum an: 75 % der Ausschüttungen gehen an nur 0,1 % der Künstler*innen. Ein erschütterndes Ungleichgewicht.
Krise verschärft sich: Sinkende Einnahmen, steigende Kosten
Zusätzlich zur Streaming-Problematik leiden viele Musiker*innen unter sinkenden Einnahmen aus dem Live-Geschäft und Kürzungen in öffentlichen Kulturetats – bei gleichzeitig steigenden Kosten. Michael Griener, Vorsitzender der Deutschen Jazzunion, warnt:
„Zahlreiche Musikschaffende arbeiten unter prekären Bedingungen, während die Musikindustrie, Ticketmonopole und Streamingkonzerne Milliarden erwirtschaften.“
Frankreich und Kanada als Vorbilder
In Frankreich wurde bereits 2021 eine Plattformabgabe eingeführt. Sie finanziert dort einen Förderfonds für Musikproduktionen – besonders für kleinere Künstler*innen und regionale Musikinitiativen. Auch in Kanada gibt es ähnliche Modelle. Deutschland könnte diesem Beispiel folgen.
Forderung: Abgabe als zusätzlicher Baustein – nicht als Umverteilung
Die unterzeichnenden Verbände fordern nun eine klare gesetzliche Regelung: Musikstreaming-Dienste sollen verpflichtend eine Abgabe leisten, die transparent und direkt an die Urheber*innen ausgeschüttet wird – ohne dass dies zu Einsparungen an anderer Stelle führt.
Christopher Annen, Vorsitzender von PRO MUSIK, betont:
„Diese Abgabe muss zusätzlich zur bisherigen Vergütung erfolgen und darf nicht zu Lasten der Musikschaffenden gehen.“
Ein Schritt in Richtung Chancengerechtigkeit
Die vorgeschlagene Abgabe könnte helfen, das aus dem Gleichgewicht geratene System neu auszurichten – und endlich wieder mehr Gerechtigkeit im Musikmarkt herzustellen. Denn Musik entsteht nicht durch Algorithmen, sondern durch Menschen, die Herzblut, Zeit und Kreativität investieren.
Fazit: Musik verdient mehr
Streaming ist gekommen, um zu bleiben – doch damit das System nicht auf dem Rücken der Künstler*innen funktioniert, braucht es Reformen. Die Abgabe könnte ein erster, wichtiger Schritt sein. Was jetzt zählt: politischer Wille, Transparenz und ein echter Dialog über die Zukunft der Musikfinanzierung.
Unterzeichnende Verbände:
PRO MUSIK – Verband freier Musikschaffender e.V.
Deutsche Jazzunion e.V.
BVPop – Bundesverband Popularmusik e.V.
unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.
FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V.
Kontakt:
PRO MUSIK – Verband freier Musikschaffender e.V. Deutsche Jazzunion e.V.
Louisa Halter (Interim Geschäftsführerin) Camille Buscot (Geschäftsführerin)
mail@promusikverband.de
www.promusikverband.de
BV POP – Bundesverband Popularmusik e.V.
Markus Graf (stellvertretender Vorsitzender)
kontakt@bvpop.de
www.bvpop.de
post@deutsche-jazzunion.de
www.deutsche-jazzunion.de
unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.
Uli Müller (Pressesprecherin)
mueller@uni-sono.org
www.uni-sono.org
FREO – Freie Ensembles u. Orchester in Deutschland e.V.
Lena Krause /Geschäftsführerin)
krause@freo-netzwerk.de
www.freo-netzwerk.de