Was verdienen Musiker eigentlich bei Spotify & Co.?

Viele Musikfans wissen nicht, wie wenig KünstlerInnen tatsächlich pro Stream verdienen. Zwar bietet Streaming eine enorme Reichweite – doch finanziell lohnt es sich oft nur für die ganz Großen. Wir zeigen euch, wie viel pro Stream wirklich gezahlt wird, und was ihr tun könnt, um eure Lieblingskünstler besser zu unterstützen.
Was zahlt Spotify pro Stream?
Spotify zahlt im Schnitt etwa 0,3 bis 0,5 Cent pro Stream, also 0,003–0,005 US-Dollar. Wer also mit Musik seinen Lebensunterhalt verdienen will, braucht Millionen von Streams! Oder eben andere Einnahmequellen.
Erinnert euch bitte daran wie das früher war! Musiker verdienten am Platten/CD-Verkauf und wer die Musik einer Band hören wollte, musste sich entweder die Platte/CD kaufen oder sie sich von anderen aufnehmen lassen. Auch wenn man viel getauscht hatte und auf Kassetten überspielt, blieb der Verdienst für die Musiker über Platten und CDs noch fair, obwohl die Plattenlabels das meiste kassiert haben.
Die freie Verfügbarkeit von Musik heute ist für die Konsumenten das Paradies, für die Musiker das Gegenteil.
Was zahlen andere Plattformen?
Nicht alle Streamingdienste zahlen gleich. Einige bieten faire(re) Konditionen – vor allem, wenn sie keine kostenlose „Free“-Variante haben oder ein nachhaltigeres Modell verfolgen. Hier ein Überblick:
Plattform | Zahlung pro Stream (US-Dollar) | Streams für 1 $ |
---|---|---|
Spotify | 0,003–0,005 | ca. 229–334 |
Apple Music | 0,006–0,0084 | ca. 120–167 |
Amazon Music | 0,0040–0,0128 | ca. 80–249 |
Deezer | 0,005–0,0064 | ca. 156–200 |
YouTube Music | 0,0007–0,00165 | ca. 600–1.400 |
Tidal | 0,0125–0,015 | ca. 80 |
Napster | 0,019–0,021 | ca. 50 |
Qobuz | ca. 0,0187 | ca. 53 |
Warum verdienen Musiker so wenig mit Streams?
- Free-Versionen: (z. B. bei Spotify oder YouTube) bringen deutlich weniger Einnahmen als Bezahlabos.
- Zwischenhändler: Labels, Verlage und Distributoren behalten oft einen großen Teil der Einnahmen.
- Geringe Margen pro Hörer: Selbst bei Abo-Nutzern verteilt sich der Monatsbeitrag auf alle gehörten Künstler – bei Vielhörern sinkt der Anteil pro Künstler dramatisch.
Wie du MusikerInnen besser unterstützen kannst
Wenn du möchtest, dass deine Lieblingsacts auch in Zukunft Musik machen können, gibt es bessere Wege als nur das passive Streamen:
Plattform wechseln: Dienste wie Tidal, Napster oder Qobuz zahlen deutlich mehr.
Direkt kaufen: Auf Bandcamp erhalten Künstler oft 80–90 % der Einnahmen.
Merch kaufen: Kaufe Shirts, Vinyl, Poster, Tassen, Stofftiere – der Gewinn fließt meist direkt an die Band.
Live-Konzerte besuchen: Der Ticketverkauf ist eine der besten Einnahmequellen.
Patreon & Co.: Unterstütze Musiker monatlich – oft bekommst du exklusive Inhalte dafür.
Wie es dazu kam, dass Musik heute (fast) kostenlos ist
Das Ende der CD und der Siegeszug des Internets (Ende der 1990er bis 2000er)
Mit Napster (1999) begann das Zeitalter des illegalen Filesharings: Millionen Menschen luden plötzlich Musik kostenlos herunter. Die Musikindustrie hatte dieser Entwicklung wenig entgegenzusetzen. Die Umsätze aus CD-Verkäufen schrumpften rapide.
CDs und physische Verkäufe waren zuvor die Haupteinnahmequelle der Künstler. Mit dem digitalen Wandel verlor die Branche über Jahre hinweg drastisch an Umsatz.
iTunes & der erste Versuch, Musik digital zu verkaufen
Apple iTunes Store (ab 2003) brachte erstmals eine funktionierende, legale Alternative zum Gratis-Download – mit fairen Preisen (ca. 0,99 $ pro Song). Aber: Viele Nutzer hatten sich bereits daran gewöhnt, dass Musik gratis oder sehr günstig war. Der Schaden war nicht mehr vollständig rückgängig zu machen.
Streaming: Das „Netflix-Modell“ für Musik setzt sich durch
Dienste wie Spotify (2008) oder später Apple Music, Deezer, Tidal, YouTube Music boten unbegrenzten Zugriff auf Millionen Songs – für ein Monatsabo von ca. 10 € oder sogar kostenlos mit Werbung.
Für Konsumenten war das attraktiv. Für KünstlerInnen bedeutete es aber: Musik wird nicht mehr einzeln verkauft, sondern in Masse vermietet – mit Mini-Vergütung pro Stream.
Warum Künstler trotzdem mitmachen:
- Reichweite: Streaming ist heute der wichtigste Weg, um neue Hörer zu erreichen. Wer nicht dabei ist, findet nicht statt.
- Entdeckbarkeit: Algorithmen, Playlists und Social-Media-Integration machen es einfacher, entdeckt zu werden.
- Vertragszwang: Viele Musiker stehen bei Labels unter Vertrag, die über die Veröffentlichung entscheiden – auch über Streamingplattformen.
- Alternative Einnahmen: Viele verdienen ihr Geld heute vor allem mit Konzerten, Merchandise, Patreon, Synchronisationsrechten (Filme/Werbung) oder direktem Verkauf (z. B. Bandcamp).
Entwertung durch Verfügbarkeit
Für viele Menschen ist Musik durch das Internet entwertet worden – sie ist immer verfügbar, überall, in jeder Menge. Die Erwartung ist: Musik ist kostenlos oder „inklusive“, wie Wasser aus der Leitung.
Gleichzeitig wird für Konzerttickets oder Vinyl-Ausgaben wieder gern gezahlt – wenn ein direkter Wert oder eine besondere Erfahrung dahintersteht. Daher werden Konzerte auch immer aufwendiger mit Showeinlagen, Kostümwechsel, Lichtershows, Spektakel…
Was kannst du als Musiker tun, um Reichweite und Einnahmen zu verbinden?
Viele Musiker stehen vor dem Dilemma: Entweder kostenlose Sichtbarkeit über Streamingplattformen – oder direkte Einnahmen mit begrenzter Reichweite. Doch es gibt Wege, beides zu kombinieren:
Strategisch streamen: Nutze Plattformen wie Spotify, Apple Music oder YouTube, um sichtbar zu sein. Platziere dort aber eher Singles oder Ausschnitte – und verweise gezielt auf kaufbare Formate oder exklusive Inhalte.
Direkte Verkaufsplattformen nutzen: Auf Bandcamp, Gumroad oder Soundrop kannst du Alben, EPs, Downloads oder auch Vinyl verkaufen – oft mit einem deutlich größeren Anteil für dich.
Exklusive Inhalte anbieten: Über Patreon, Ko-fi oder eigene Newsletter kannst du treue Fans an dich binden – mit Demos, Behind-the-Scenes-Material, Live-Sessions oder limitierter Musik.
Merchandise und Live-Auftritte ausbauen: Shirts, Poster, Signiertes, kleine Wohnzimmerkonzerte – alles, was exklusiv wirkt, ist nicht nur wertvoll, sondern oft auch lukrativ.
Crowdfunding für neue Projekte: Mit Plattformen wie Startnext, Kickstarter oder GoFundMe kannst du deine Community direkt einbinden und zukünftige Alben oder Touren finanzieren.
Netzwerke aufbauen: Kooperationen mit anderen KünstlerInnen, Podcasts, lokale Medien oder Social Media können deinen Bekanntheitsgrad schnell erhöhen – ohne dass du auf Streaming-Einnahmen allein angewiesen bist.
Nützliche Links für Musiker & Musikfans
Streaming-Plattformen
Verkaufsplattformen & direkter Support
Social Media & Creator-Tools
Musiktools & Affiliate-Programme
Wie Musiker über Instagram Geld verdienen können
Schon mal dran gedacht, als Musiker auch über Instagram Geld zu verdienen? Ist nicht jedermanns Sache, aber damit beschäftigen sollte man sich schon mal. Es gibt diverse Möglichkeiten.
Gesponserte Posts und Markenkooperationen
Wenn du eine ausreichend große und engagierte Community hast (oft reichen schon 5.000–10.000 Follower), kannst du Kooperationen mit Marken eingehen.
Besonders attraktiv sind Marken, die zu Musik oder deinem Stil passen: Kleidung, Instrumente, Technik, Getränke, Festivals, Apps etc.
Wichtig: Marken zahlen nicht nur für Reichweite, sondern für Authentizität und Zielgruppenpassung.
Affiliate-Marketing
Du kannst Produkte empfehlen (z. B. Gitarren, Mikrofone, Merch) und einen Affiliate-Link teilen. Für jeden Verkauf bekommst du eine Provision.
Funktioniert z. B. mit Thomann, Amazon, DistroKid oder Bandcamp (wenn du dort auch andere Künstler empfiehlst).
Eigener Merch über Instagram-Shops
Mit dem Instagram Shop oder einer Verknüpfung zu Shopify kannst du direkt Shirts, Vinyls, Poster oder Fanartikel verkaufen.
Fans können direkt über dein Profil oder deine Stories shoppen – ein direkter Draht ohne Zwischenhändler.
Bezahlinhalte via Abonnements
Instagram bietet inzwischen Subscriptions: Fans zahlen monatlich, um exklusive Inhalte zu sehen (z. B. Proben, Behind the Scenes, Live-Sessions).
Auch Plattformen wie Patreon oder Ko-fi lassen sich hervorragend über Instagram bewerben.
Live-Streams mit Badges (Trinkgeld)
In Live-Videos auf Instagram können Fans dir Badges kaufen – ein digitales Trinkgeld-System.
Besonders effektiv bei Q&As, kleinen Wohnzimmerkonzerten oder Premieren.
Spendenaktionen & Crowdfunding
Du kannst über Instagram auf Crowdfunding-Kampagnen aufmerksam machen (z. B. für ein neues Album oder eine Tour).
Fans unterstützen dich finanziell – nicht für einen Gegenwert, sondern weil sie Teil deines Projekts sein wollen.
Was du dafür brauchst
- Eine klare Marke, Identität und Story: Wer bist du, wofür stehst du? Das zieht echte Fans an.
- Regelmäßiger Content: Behind-the-Scenes, Studioarbeit, Tourleben, Songwriting – Menschen wollen heute mehr, als nur die Musik hören.
- Interaktion mit der Community: Antworte auf Nachrichten, kommentiere zurück, zeig Nähe – so entsteht eine Bindung zu den Fans.
- Professioneller Auftritt: Gutes Bildmaterial, durchdachtes Design, Bio mit Linktree oder Landingpage für alle wichtigen Links.
Social Media: Segen und Stressfaktor zugleich
Für viele MusikerInnen fühlt sich das Geldverdienen über Instagram oder TikTok wie ein Spagat an – irgendwo zwischen künstlerischem Ausdruck und oberflächlicher, berechnender Influencer-Welt.
Wichtig ist, dass du dir selbst treu bleibst. Wenn du mit Marken kooperierst oder Produkte empfiehlst, dann nur solche, hinter denen du wirklich stehst. Deine Authentizität ist dein Kapital – und die sollte nicht für kurzfristige Reichweite geopfert werden. Die Community spürt, wenn etwas nicht echt ist.
Lass dich von anderen inspirieren: Schau dir auf Instagram MusikerInnen an, die erfolgreich Reichweite aufgebaut haben. Oft posten sie Konzertmitschnitte, kurze Jams oder persönliche Einblicke – Inhalte, die Nähe schaffen.
Manche experimentieren auch mit mehreren Varianten desselben Reels, z. B. durch neue Captions – das wirkt vielleicht etwas irritierend, aber bringt ihnen in der Regel neue Views und Sichtbarkeit. Der Instagram-Algorithmus ist ein hungriger Alligator.
Er verlangt nach stetigem Content-Nachschub – und das steht oft im Widerspruch zum kreativen Alltag von MusikerInnen. Nicht jede Musikerseele fühlt sich in diesem Rhythmus wohl – und das ist völlig okay.
Ein Stressfaktor sind die Followerzahlen und Aufrufe. Da diese immer noch als Maßstab für die Wichtigkeit eines Accounts gelten, sollte man wissen: Diese Zahlen sind oft alles andere als echt! Zu leicht und günstig lassen sich Follower, Storyaufrufe, Kommentare, Views einkaufen.
Fakt ist, man kann sich in der Social Media Welt als kreative Seele schon ordentlich verlieren und sollte das Ganze mit kritischem Abstand betrachten.