Andere Musiker finden – online ganz einfach
Online Bandmitglieder oder Musiker zum Jammen finden – heute kein Problem. Wir stellen die bekanntesten Plattformen vor. Doch wie war das eigentlich früher: Wie fand man seine Bandkollegen?
Ich kann mich gut erinnern – als ich in den 90ern noch aktiv Saxofon gespielt habe, war es sehr schwierig passende Bandkollegen zu finden. Zum einen sollten sie in etwa das gleiche Niveau haben oder besser natürlich, zum anderen stilistisch und menschlich passen.
Dass sich 4 bis 5 perfekt matchende Musikerpersönlichkeiten finden würden (wie es bei Måneskin, über die wir auch noch schreiben werden, der Fall ist), war eher unwahrscheinlich.
Wenn man Musik als Hobby betrieb und nicht studierte, war es nicht so einfach, immer passende Kollegen zu finden und ja, ich muss es leider sagen: Wenn man weiblichen Geschlechts war, noch mal unvergleichlich schwieriger. Dazu später.
Es war in den 90ern natürlich schon möglich Bandkollegen zu finden, die nicht schon im eigenen Dunstkreis agierten, nämlich über Anzeigen. Das ging z.B. über Anzeigenblättchen wie die „Annonce“. Allerdings war es jetzt nicht so, dass dort jeder, der ein Instrument spielte, die Zeitung regelmäßig las oder dort inserierte.
Eine andere Möglichkeit, zumindest für Studenten, war es damals am schwarzen Brett zu inserieren. Das lasen dann schon einige Personen, die in der jeweiligen Fakultät öfter anwesend waren. Und aktiv musizierende Studenten gab es schon einige.
Natürlich gab es auch größere Musikmagazine, wo die professionellen Bands neue Mitmusiker suchten, aber es gab kein zentrales Organ oder eine Stelle, an die man sich wenden konnte.
Geeignete Musikerkollegen fand man früher über Anzeigen
Kurzzeitig hatte ich daher auch die eigentlich geniale Idee, ein Musikerverzeichnis zu gründen, wo sich die Musiker für Gigs, Jam-Sessions oder Bandgründungen, finden konnten. Damals war die Umsetzung einer solchen Idee aber nicht so einfach wie heute. Und selbst wenn man so ein Verzeichnis angefangen hätte – es gab kein Internet, das alle nutzten, sich eintragen konnten und suchen. Das Ganze hätte mit sehr viel Werbung, Anzeigen schalten und dann vor allem mit telefonischer Vermittlung laufen müssen.
Die Möglichkeiten geeignete Mitmusiker zu finden, waren sehr begrenzt. Bereits bestehende Bands suchten nicht unbedingt weitere Mitglieder. Musiker, die neue Bands gründen wollten, fand man über diese bekannten Bands also auch nicht unbedingt.
Es blieb nur Anzeigen lesen und anrufen (Ja, es gab noch kein Whatsapp, Mails, Fb). Der Anruf war also die erste Hürde um überhaupt bei einer Band vorstellig zu werden.
An dieser Stelle muss ich etwas ausholen und die Genderthematik ansprechen. Musikmachen, Bands gründen – das war noch sehr ein Männerding. Die meisten Frauen/Mädchen hatten noch nicht solche Ambitionen, außer sie waren Sängerinnen. Also war man als Saxofonistin eher eine Exotin. Sänger dagegen sind im regionalen Bereich immer Mangelware und so hatten Sängerinnen auch kein Problem Bands und Gigs zu bekommen. Ganz anders, wenn du als Frau ein Instrument spieltest. Kann man sich vielleicht nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

„Bitte keine Frauen in der Band“
Wie oft führte ich Telefonate wie diese: „Hi, ich melde mich auf eure Anzeige, ich spiele Saxofon….“ Laber, Rhabarber… Nach einer Weile, die Antwort: „Ja, hm, es tut mir leid, wegen mir könntest du ja mal vorbei kommen, aber unser Sänger [Gitarrist, Bassist, Drummer, egal…] will keine Frauen in der Band…“
Ohne Witz, das kam ständig vor. Es ging nicht um mein Niveau, um mein Auftreten, ob die musikalische und persönliche Chemie stimmte oder nicht – Nein: Das Geschlecht war Ausschlusskriterium. Das bedeutete für mich, die Auswahl der Mitmusiker, Bandmitglieder, beschränkte sich immer auf diejenigen, die in dieser Hinsicht offen waren. Somit war der musikalische Werdegang für weibliche „Instrumentalisten“, die nicht den Profi-Weg mit einem Studium einschlagen wollten oder konnten, einfach sehr begrenzt.
Nun magst du einwenden: „Ja, aber in der Klassik…“ Stimmt, da sind Frauen schon lange etabliert. Aber auch im Jazz war es lange Zeit schwer. Hier taten sich einzelne Virtuosinnen hervor, die sich dann ihre Mitmusiker schlicht einkaufen konnten. Auch die Big Bands waren lange Zeit eine Männerdomäne.
Doch auch unabhängig von dieser Genderthematik war es schwierig, eine komplette, harmonierende Band zusammen zu stellen. Ich kann mich gut erinnern, wie wir mit unserer Soul/Funk/Rock-Formation ewig und drei Tage einen Keyboarder gesucht haben und es dann aufgegeben. Es gab schlichtweg kaum welche, die nicht schon eingebunden waren und man wusste nicht wo noch suchen.
Unterschiedliche Ambitionen und Ansprüche
Besonders zäh war die Suche nach einem Trompeter. Das ist im Grunde eine eigene Geschichte, denn die Witze über Trompeter stimmen… Wir fanden tatsächlich immer wieder gute Trompeter (Nils Wülker spielte einen Gig mit uns). Diese wollten aber keine festen Bandmitglieder sein, sondern sich nur für die Gigs bezahlen lassen, am besten weder bei den Proben anwesend sein, noch mit an neuen Songs arbeiten. Und – ungelogen – diese Einstellung hatten nur die Trompeter, keine anderen Musiker.
Also kurz gefasst, wollte man in den 90ern Musiker für eine Band zusammenstellen, so fand man zwar schnell einzelne Gesellen, hatte dann aber noch keine Band zusammen. Es folgten lustige Jam-Sessions, Castings und Auditions. (Ein eher schlechter Gitarrist wollte uns mit Kuchen bestechen, andere harmonierten super, hatten aber größere Ambitionen). Aber auch wenn das vielleicht spannend und unterhaltsam war – es bremste das eigentliche Ziel aus, nämlich Songs kreieren oder bekannte Songs gemeinsam einzustudieren.
Und vor dieser Formation, wo man zumindest 4 Stamm-Mitglieder beisammen hatte, gab es eine lange Odyssee von Bandprojekten, aus denen nichts wurde, weil man nicht die passenden Co-Musiker fand. Oder: Weil die Kollegen zwar nett und durchaus talentiert waren, aber auch zum himmelschreiend faul.

Musik als Freizeitbeschäftigung oder ernsthaftes Interesse
Da wurde die Probenzeit lieber zum Klönen genutzt, zum Grillen, für etliche Raucherpausen, fürs Erfolgspläne schmieden – aber nicht zum Songs Entwickeln und Einproben. Und ich bekam von einem männlichen Kollegen zu hören „Wieso hast du so viel geübt? Hast du keinen Freund?“ Uff… Im Hobbysektor weiblich und musikalisch aktiv zu sein, bedeutete damals wirklich – einen langen Atem haben, seinen eigenen Ehrgeiz hinten anstellen, Kompromisse machen, viel Zeit verplempern und ja, was soll man lügen, es bedeutete: Viel Frust.
Ich denke, heute sieht es komplett anders aus: Erstens kann man auch alleine viel erreichen, indem man Videos von seinen musikalischen Ergüssen hochlädt oder indem man sich zum eigenen Instrument etwas dazu mixt und vor allem indem man online nach passenden Mitmusikern sucht.

🎶 Musiker gesucht? Diese Plattformen helfen dir wirklich weiter
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe spezialisierter Netzwerke, in denen sich Musiker*innen präsentieren, Bands Mitspieler suchen oder sich kreative Projekte entwickeln lassen. Ob Schlagzeuger für eine Indie-Band, Bassistin für ein Funk-Projekt oder ein Gitarrist für Wohnzimmer-Jams – irgendwo da draußen sucht genau die richtige Person nach dem, was du machst.
Aber wie gut funktionieren diese Plattformen wirklich?
Die Nutzung ist durchaus effektiv – besonders auf Seiten wie BackstagePro, Bandmix oder in Facebook-Gruppen ist die Chance groß, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen. Klar, nicht jeder ist auf dem gleichen Level unterwegs – das Spektrum reicht von Anfängern bis zu ambitionierten Semi-Profis.
Gerade deshalb ist es wichtig, die eigenen Erwartungen klar zu definieren und zu formulieren: Stilrichtung, Erfahrungsgrad, Ambitionen und – nicht zu unterschätzen – Sympathie.
Ein weiterer Aspekt: Auch wenn viele Musiker:innen von sich überzeugt sind, heißt das noch nicht, dass die Chemie stimmt oder das Zusammenspiel funktioniert. Eine Plattform kann dabei helfen, Kontakte herzustellen – aber wie gut es wirklich passt, merkt man letztlich nur in der Probe oder beim ersten Jam.
Die gute Nachricht: Der Konkurrenzdruck ist oft geringer als gedacht. Wer motiviert ist, zuverlässig kommuniziert und musikalisch auf einem gewissen Niveau spielt, wird in der Regel schnell interessante Leute finden. Und oft entstehen genau dort neue, spannende Projekte – nicht selten über Genregrenzen hinweg.
🎸 Spezialisierte Musikerplattformen
- Bandmix.de
- Speziell für die Musikervermittlung
- Fokus auf Hobby bis Semi-Pro
- Gute Filterfunktionen (Genre, Umkreis, Instrumente)
- BackstagePro.de
- Sehr aktive Community von Musikern, Bands und Veranstaltern
- Ideal für Bandgründung, Musikerbörse, aber auch Gigs und Technik-Partner
- Kostenlos, mit optionaler Premium-Version
- Musiker-in-deiner-Stadt.de
- Einfache Seite, aber viele Profile
- Nach Postleitzahl und Musikstil filterbar
- Etwas altmodisch, aber funktioniert
- Join-a-Band.com
- International, aber mit deutscher Sektion
- Auch für Songwriter, Sänger, Produzenten
- Gute Ergänzung, wenn du international/offen suchst
- Musiker-Board.de (Community)
- Eines der größten deutschen Musikforen
- Unterforen für „Musiker sucht Band“ / „Band sucht Musiker“
- Ideal für Diskussion, Equipment, Networking
🌐 Allgemeine Kleinanzeigen & Community-Plattformen
- Kleinanzeigen.de (ehemals eBay Kleinanzeigen)
- Unter „Musik & Equipment“ → „Bands & Musiker“
- Viele Anzeigen von Anfängern bis Profis
- Weniger spezialisiert, aber sehr reichweitenstark
- Facebook-Gruppen
- Suche z. B. nach:
- „Musiker gesucht [Stadt/Bundesland]“
- „Bands und Musiker Deutschland“
- „Band sucht Musiker / Musiker sucht Band“
- Oft sehr aktive Gruppen mit direktem Austausch
- Suche z. B. nach:
- Reddit
- Subreddits wie r/de oder r/WeAreTheMusicMakers
- Eher international, aber nützlich für Tipps & Kollaborationen
💻 Musiker- und Kreativnetzwerke
- SoundCloud / Bandcamp / ReverbNation
- Nicht zur direkten Suche gedacht, aber du kannst andere Musiker entdecken, anschreiben oder gemeinsame Projekte anstoßen
- Eher für online-basierte Kooperationen, Remixes etc.
- Kompoz / SoundBetter / Vocalizr
- Ideal für Online-Kollaboration, eher im Homerecording- oder EDM-Bereich
- Suche nach Musikern weltweit, meist remote
📱 Apps für Musiker-Vernetzung
- Vampr
- So eine Art „Tinder für Musiker“
- Profil anlegen, andere swipen, jammen, schreiben
- Für Networking, Bandgründung, Kollaborationen
- Jamseek (Beta)
- Noch nicht so weit verbreitet, aber ähnliches Prinzip wie Vampr
- Fokus auf gemeinsames Musizieren vor Ort
Tipp:
Wenn du in einer Stadt wohnst, lohnt es sich auch, Musikschulen, Proberaumzentren oder Aushänge in Musikgeschäften im Blick zu behalten – oft hängen da noch ganz klassisch Suchanzeigen aus. Viel Erfolg!

