Warum kommen so viele Gitarristen aus Texas – und spielen sie alle Country?

Texas ist die Heimat einiger der besten und einflussreichsten Gitarristen der Welt und es werden immer mehr. Warum, was liegt dort in der Luft? Wir gehen der Frage mal nach.
Wenn man an Texas denkt, hat man sofort Bilder von staubigen Highways, Cowboyhüten und Countrymusik im Ohr. Texas hat Gitarristengrößen wie Stevie Ray Vaughan, Billy Gibbons oder Gary Clark Jr. hervorgebracht. Wer heute durch Austin spaziert, hört an fast jeder Ecke Gitarrenriffs, Blueslicks oder sanfte Jazzakkorde. Also ein wahres Mekka für Musiker.
Texas – der Schmelztiegel für verschiedene Musikstile
Texas ist einfach riesig – nicht nur geografisch betrachtet, sondern auch kulturell. Und so treffen auch vom Mississippi bis zur mexikanischen Grenze verschiedene Musikstile aufeinander: Country, Blues, Jazz, Tex-Mex, Gospel, Rock und Swing.
Diese Mischung prägte Generationen von Musikern. Wer in Texas Gitarre lernt, wächst auch automatisch mit mehreren Traditionen gleichzeitig auf und bekommt so eine vielseitige Ausbildung fast nebenbei serviert.
Gibt es eine texanische Gitarrenseele?
Ja, bestimmt. In Texas hat die Gitarre eine andere Bedeutung als in vielen anderen Regionen der Welt. So wie die Steeldrum nach Jamaica gehört, gehören bestimmte Gitarrenklänge nach Texas. Hier ist die Gitarre nie nur Begleitinstrument, sondern das Herzstück der Songs. Schon in den 1950ern war in den kleinen Clubs von Texas Improvisation wichtiger als Perfektion. So wurden Stars wie Lightnin’ Hopkins oder Freddie King groß.
Es herrscht ein übergeordneter Freiheitsgedanke, der sicher durch die Weiten der Natur seinen Ursprung hat.
Stevie Ray Vaughan: „You don’t just play the blues. You feel it.“
Kommt aus Texas nicht nur Country?
Jein. Natürlich spielt Country-Musik in Texas eine sehr große Rolle – vor allem auf dem Land oder in kleineren Städten. Hier wurden Legenden wie Willie Nelson oder Waylon Jennings geboren und haben den Stil „Outlaw Country“ erfunden – eine rebellische, ehrliche Variante des Genres, die sich gegen den glatten Nashville-Sound richtete.
Aber in den Städten wie Austin, Houston oder Dallas sieht die Szene ganz anders aus. Dort treffen sich Indie-Bands, Jazzmusiker, Blueser, Singer-Songwriter und Soundtüftler. Die Hauptstadt Austin trägt nicht umsonst den Beinamen „Live Music Capital of the World“.
Jede Nacht spielen dort Hunderte Musiker in Bars, Clubs und auf Straßenbühnen – von akustischem Folk bis zu elektronischem Ambient.
In Texas zu leben heißt, ständig Musik um sich zu haben. Eigentlich ein Paradies für Musiker und Musikfans. Wer dort Gitarre lernt, bekommt früh Gelegenheit, live aufzutreten, zu jammen, Fehler zu machen, besser zu werden – und das fast täglich. Und so verliert man auch die Hemmungen vor Live-Auftritten, schleift seinen Stil und seine Attitude.
Selbst Künstler wie Adam Dodson, die heute mit Ambient-Loops und atmosphärischen Klangflächen arbeiten, stehen in dieser Tradition:
Er kommt aus Austin, und auch wenn seine Musik kaum etwas mit Country zu tun hat, trägt sie den gleichen Geist von Freiheit, Individualität, Authentizität.
Bekannte Musiker aus Texas
- Stevie Ray Vaughan – Dallas, TX
Stil: Blues, Bluesrock
Website: stevieray.com - Billy Gibbons (ZZ Top) – Houston, TX
Stil: Bluesrock, Hard Rock
Website: zztop.com - Eric Johnson – Austin, TX
Stil: Instrumental Rock, Fusion, Blues
Website: ericjohnson.com - Buddy Holly – Lubbock, TX
Stil: Rock’n’Roll, Pop
Website: buddyholly.com - Willie Nelson – Abbott, TX
Stil: Country, Outlaw Country
Website: willienelson.com - Waylon Jennings – Littlefield, TX
Stil: Outlaw Country
Website: waylon.com - Janis Joplin – Port Arthur, TX
Stil: Rock, Blues, Psychedelic Rock
Website: janisjoplin.com - Townes Van Zandt – Fort Worth, TX
Stil: Folk, Singer-Songwriter
Website: townesvanzandt.com - Kenny Rogers – Houston, TX
Stil: Country, Pop
Website: kennyrogers.com - Erykah Badu – Dallas, TX
Stil: Soul, R’n’B, Neo-Soul
Website: erykahbadu.com
In Texas Musik studieren
Texas hat nicht nur eine starke Live-Szene, sondern auch eine beeindruckende Musikbildungslandschaft, die von Weltklasse-Universitäten bis hin zu unabhängigen Programmen und Musikschulen reicht.
University of North Texas (Denton) – das Mekka des Jazz
Die University of North Texas (UNT) gilt als eine der besten Musikhochschulen der USA. Besonders berühmt ist sie für ihr Jazzprogramm – das erste staatlich anerkannte seiner Art weltweit.
Seit den 1940ern wird dort improvisiert, komponiert und auf höchstem Niveau gespielt. Die legendäre One O’Clock Lab Band gilt als Kaderschmiede des modernen Jazz.
Ehemalige Studierende wie Norah Jones oder Lyle Mays zeigen, wie breit gefächert die Ausbildung dort ist – zwischen künstlerischer Freiheit und technischer Präzision.
University of Texas at Austin – kreativ mitten im Sound der Stadt
Wer lieber mitten in der Szene lernt, landet am besten in Austin, der „Live Music Capital of the World“. Die Butler School of Music bietet alles von klassischer Performance bis Filmmusik und Musikproduktion.
Studierende profitieren direkt von der pulsierenden Musikszene rund um das SXSW Festival, Austin City Limits und unzählige Clubs.
Du triffst hier angehende Komponisten und Singer-Songwriter, Jazzmusiker auf Sounddesigner – eine kreative Mischung, die viele Künstler inspiriert, eigene Wege zu gehen.
Texas State University – San Marcos: die Schule für Songwriter und Produzenten
Weniger klassisch, dafür praxisnah: Die Texas State University ist bekannt für ihre Studiengänge in Sound Recording Technology und Songwriting.
Hier lernen Studierende, wie man Musik schreibt, aufnimmt und veröffentlicht – mit einem starken Bezug zum echten Musikgeschäft.
Viele Absolventen finden später ihren Platz in Studios, bei Streaming-Plattformen oder in Filmproduktionen.
Texas Tech University – Lubbock: Klassik mit Buddy-Holley-Spirit
In Lubbock, der Heimatstadt von Buddy Holly, legt die Texas Tech University den Fokus auf klassische Musik, Musikpädagogik und Musiktherapie.
Die Hochschule verbindet akademische Tiefe mit lokalem Stolz – die Verbindung von Tradition und Innovation wird großgeschrieben.
Private Musikschulen: Vom Studio bis zur Rockbühne
Neben den bekannten Universitäten gibt es in Texas auch eine Vielzahl privater Musikschulen.
Das MediaTech Institute in Dallas und Houston bildet in nur einem Jahr Audio Engineers und Produzenten aus – direkt im Tonstudio.
Und für jüngere Musiker ist die School of Rock Texas mit ihren Live-Auftritten der perfekte Einstieg in die Welt des Rock’n’Roll.
Was bleibt uns da noch zu sagen? Yee-haw! Auf nach Texas!