Nuno Bettencourt – eigene Gitarrenfirma und Rückblick auf „extreme“ Zeiten
Nuno Bettencourt, Gitarrist von Extreme, hat seine eigene Gitarrenfirma „Nuno Guitars“ gegründet. Zeit für ein Portrait über den 59-jährigen Gitarrengott aus Portugal.
Das Debüt-Sortiment seiner Gitarrenfirma umfasst völlig neue Modelle wie die Dark Horse und die White Stallion, ergänzt durch Bettencourts legendäre N4 – die Gitarre, die untrennbar mit seinem Sound und seiner Karriere verbunden ist – sowie ein neues Signature-Akustikmodell.
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Gitarrist zwischen den Stilwelten
Nuno Bettencourt gilt als einer der virtuosesten Gitarristen seiner Generation – und auch als einer der schönsten… Stilistisch mochte er sich noch nie festlegen, er wechselt zwischen hartem Funk-Rock, feinfühligen Balladen und Mainstream-Pop für Rihanna.
Seine Band Extreme gilt als eine der spannendsten Rockbands der 90er Jahre, die zuletzt 2023 ein neues Album herausbrachten und von 1996 bis 2008, also ganze 12 Jahre, pausierten und das nicht ohne Grund – denn es war der gefragte und beliebte Gitarrist selbst, der die Notbremse zog und vor allem das auszehrende Tourleben satt hatte.
Werdegang
Nuno Duarte Gil Mendes Bettencourt wurde am 20. September 1966 auf den Azoren geboren. Bald zog seine Familie nach Massachusetts, wo er auch Zugang zur Musik fand. Eddie Van Halen, Brian May, Jimmy Page, aber auch Al di Meola waren seine Vorbilder.
1985 begann die Erfolgsgeschichte von Extreme, jedoch kam erst 1990 mit dem Album „Pornograffitti“ der Durchbruch und der ist ohne Zweifel der sanften Ballade „More than Words“ zu verdanken.
Über diesen Hit ärgerten sich damals die Fans der Bands, hatte er doch stilistisch nichts mit den sonst so harten Klängen der Band zu tun und wirkte wie „weichgekocht“.
Doch Nuno selbst sagte damals in einem Interview, er versteht nicht warum andere Rockbands immer nur die eine Seite, die „teuflische“ von sich zeigen wollen und die andere verbergen. Er und seine Band hatten keine Probleme, einfach alle Seiten zu zeigen. Und heute resümiert er, er würde ohne diesen Hit wahrscheinlich Burger verkaufen.
Ein anderer Nachteil durch „More than Words“ war aber der Erfolgsdruck, denn die späteren Alben blieben hinter den Erwartungen zurück.
| Album | Jahr | Besonderes / wichtige Songs |
|---|---|---|
| Extreme | 1989 | Debüt, Songs wie Kid Ego, Play with Me |
| Extreme II: Pornograffitti | 1990 | Durchbruch; More Than Words, Hole Hearted |
| III Sides to Every Story | 1992 | Ambitionierteres Album, größere Arrangements, Themenvielfalt. |
| Waiting for the Punchline | 1995 | Zeigt Band auf einer Weggabelung; kommerzieller Rückgang. |
| Saudades de Rock | 2008 | Rückkehr nach längerer Pause. |
| Six | 2023 | Aktuelles Album, erneute Rückkehr mit frischem Material. |
Zusätzlich gibt es Live-Alben, EPs (insbesondere in Japan), Kompilationen etc.
Abseits von Extreme:
- 1997 veröffentlichte Bettencourt sein Soloalbum Schizophonic.
- Er gründete Bands wie Mourning Widows, DramaGods und war Mitglied bei Satellite Party.
- Außerdem arbeitete er mit zahlreichen Pop-Künstlern und Sängern wie Janet Jackson (Black Cat), Toni Braxton, Tantric, Celine Dion, Rihanna, Lou Gramm oder Steve Perry von Journey.
Seine Vielseitigkeit machte ihn auch außerhalb von Extreme zu einem gefragten Musiker und Produzenten.
Extreme & Nuno Bettencourt: Im sechsten Himmel | GITARRE & BASS
Hier erzählt Nuno nämlich wie ihn das Tour-Leben damals auslaugte. 18 Monate auf Tour – so hatte er sich als junger Gitarrist das Musikerleben nicht vorgestellt – und damit hatte er Recht. Denn es waren vor allem etliche außenstehende Leute, die die jungen Musiker so antrieben, weil sie mit ihnen Geld verdienen wollten.
Das war übrigens in den 80er und 90er Jahren nicht ungewöhnlich. Auch Steve Perry von Journey stieg komplett aus, weil die langen Touren ihn mental ausgelaugt und sein Privatleben zerstört hatten.
Zwei Wochen Tour, so erzählt Nuno, wären ideal, aber nicht viele Monate. So betrachtet kann man auch verstehen, warum oft absolut beliebte und erfolgreiche Bands sich auflösen, eben weil sie das permanente Zusammensein auf Tour nicht mehr ertragen, denn auch das zerrt an den Nerven, gerade dann, wenn es sich um sehr verschiedene Persönlichkeiten handelt.
Für die Fans ist das immer sehr schade und im Interesse von Musikern und Fans sollten hier einfach Kompromisse gefunden werden.
Trotz Nunos Treue zu Washburn: eigene Gitarrenfirma
Im Gegensatz zu den meisten erfolgreichen und allgemein begeisterten Gitarristen hat Nuno viele Jahre einer Marke die Treue gehalten: Washburn.
Er sagt selbst dazu (aus einem Interview mit gitarrebass.de)
Der Ton kommt immer noch aus den Fingern. Egal welchen Amp ich spiele, es klingt immer nach mir. Deshalb verwende ich nur wenige Effekte, kaum Schnickschnack. Denn ich befürchte, dass man mich sonst nicht mehr erkennen würde. Gitarren und Verstärker, egal ob gut oder schlecht, klingen immer nach mir und setzen sich im Gesamtsound durch. Natürlich macht es Spaß, auch mal mit einer Les Paul oder Stratocaster zu spielen, aber ich habe mich nun einmal auf meine Washburn-Gitarren festgelegt, weil sie mir gefallen. Auch Brian May, Jeff Beck oder Jimmy Page haben für sie typische, sehr markante Gitarren. Wenn man ein Instrument gefunden hat, das exakt das überträgt, was man ausdrücken möchte, ist es sehr schwer, anschließend noch einmal zu wechseln.
Aber schließlich kam es dann doch anders und Nuno sehnte sich nach „totaler kreativer Kontrolle über Design, Innovation und Handwerkskunst“. Neben seiner N4 bringt Nuno Guitars zwei neue Modelle auf den Markt: Dark Horse und White Stallion. „Das sind wahre Arbeitstiere, die mit der gleichen Leidenschaft gebaut wurden wie ich in jede Note gesteckt habe, die ich jemals gespielt habe.
Nuno Bettencourt – Biografie, Spielweise und Equipment des Funk-Rock Guitar Heroes – Workshop (Bonedo)

